Datenschutz ist Menschenrecht

Nominierungen

Aus Big Brother Awards Austria 2006

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Das ist die Liste der Nominierungen, auf die sich die heurige Jury geeinigt hat.

Die Gewinner aus jeder Kategorie werden am 25.10.2006 in einer Gala im Wiener Rabenhof-Theater bekanntgegeben. Beginn ist 20:00, der Eintritt ist frei.

Hinweis: Wie immer haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen die Reaktionen dann und verlinken sie auf dieser Seite.

Inhaltsverzeichnis

Business und Finanzen

Österreichische Bundesbahnen / Neues Geschäftsfeld Video

Wieder einmal wurden vollendete Tatsachen gesetzt, noch bevor die rechtlichen Umstände vollständig abgeklärt sind. An die hundert Nahverkehrszüge der Marke "Talent" wurden bereits mit Kameras ausgeliefert, die jederzeit von der ÖBB aktiviert werden können. Wartung und Betrieb nicht mitgerechnet, werden 20 Millionen Euro in aufwändige Technik investiert, um von den Kunden der ÖBB Videos anzufertigen. In den Bahnhöfen wurden 571 Kameras bereits vernetzt, die aus ganz Österreich steuerbar sind und Audioaufzeichnungen mitliefern. Bis 2011 soll auf über 2000 Stück aufgestockt werden, damit steigen die ÖBB zum größten Video-Produzenten des Landes auf.

Koninklijke Philips Electronics / Kontrolle bis zur Fernbedienung

Wenn die angestammte Hartwaren-Produktion samt angeschlossenem Handel nicht mehr genug Rendite bringt, dann positioniert man sich halt "künftig verstärkt im TV-Bereich". Die allererste Erfindung, die sich der niederländische Philips-Konzern dafür patentieren ließ, ist eine in TV-Geräte und Set-Top-Boxen integrierter Mechanismus, der verhindert, dass der Kunde Werbeblöcke überspringt bzw. wegzappt. Beim Start eines Programms wird der Nutzer darauf hingewiesen, dass dieses nur mit Werbung angesehen werden darf.

Sony BMG / Virales Marketing mit Viren

Um zu verhindern, dass ihre Kunden Sicherheitskopien anfertigen oder die Musik gar auf einem MP-3-Player hören sind der Musikindustrie mittlerweile offenbar alle Mittel recht. Wer CDs mit dem inzwischen zurückgezogenen Kopierschutz XCP abspielte, dessen Rechner wurde mit einer Art von Programm verseucht, die landläufig als "Viren" bezeichnet werden. Ein so genanntes "Root-Kit", das für den Kunden unsichtbar im Hintergrund werkte, kontrollierte, welche anderen Programme auf dem Rechner des Kunden gestartet werden konnten und welche nicht. Wenn die CD überhaupt abgespielt wurde, da eine Anzahl von Virenschutzprogrammen das "Rootkit" als Schadprogramm erkannten und die CD überhaupt blockierten.

Günther Gall, SWIFT / europäische Bankdaten für die CIA

SWIFT, die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication, wickelt im Auftrag von 7.800 Banken in 205 Ländern monopolartig den internationalen Zahlungsverkehr ab. Seit 2001 werden von SWIFT unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung Millionen Überweisungsdaten auch europäischer Bürger und Firmen ohne rechtliche Grundlage an den US-Geheimdienst CIA übermittelt. Genaue Angaben über den Umfang dieser Datenweitergabe konnte oder wollte SWIFT bisher nicht machen. Insgesamt dürften mindestens 100 Millionen Überweisungen weltweit seit 2001 betroffen sein. Durch diese für die österreichischen Bankkunden nicht nachvollziehbare, unkontrollierte Datenweitergabe an US-Behörden wird das österreichische Bankgeheimnis de facto annulliert. Die Datenschutzbeauftragten der EU-Mitgliedsstaaten, die Internationale Handelskammer und andere Institutionen haben sich über diese illegale Weitergabe von Überweisungsdaten entsetzt gezeigt, sind aber offenbar machtlos. SWIFT hat bisher keinerlei Anstalten gemacht, die Datenweitergabe einzustellen, geschweige denn die Öffentlichkeit über Art und Umfang des illegalen Datentransfers aufzuklären. Gewusst von der Affäre hat lange Zeit nur Günther Gall, zuständig in der Raiffeisen Zentralbank für Transaktionsservices und Aufsichtsratsmitglied von SWIFT seit 2001. Gall stellte seine Schweigepflicht als Aufsichtsrat über seine Pflichten als gesetzestreuer Bürger des Staates Österreich und unserem Bankgeheimnis und dem Datenschutzgesetz.

Brigitte Ederer, Siemens Österreich / Biometrie? Verantwortung? Wir doch nicht

Wer das neue Biometrie-Kompetenzzentrum in Graz besichtigen will, muss erst einmal seinen Fingerabdruck bei Siemens abgeben. Zu sehen gibt es vom Getränkeautomaten, der nur mit Fingerabdruck bedient werden kann, bis zu einem Pilotprojekt mit Fingerabdruck zum Einchecken alle möglichen Anwendungen für Biometrie. Gesellschaftspolitische Gedanken, wie sich die Anwendung dieser Technologien aus dem Hochsicherheitstrakt auf unser aller Lebensalltag auswirken könnte, erspart sich die Ex-Politikerin der SPÖ. Die Entscheidung, wann, wo und wofür etwa biometrische Zugangskontrollen eingesetzt werden, sei eine "Entscheidung der Gesellschaft", meint Ederer und nicht der Technologie-Firmen.

Politik

EU-Justizkommissar Franco Frattini / Passagierdaten-Dealer

Gut drei Jahre nach dem Skandal um die systematische Weitergabe von europäischen Flug-Passagierdaten an die Heimatschutz-Behörden der USA kommt heraus, warum die Kommission schon 2003 nur durch Willfährigkeit aufgefallen ist. Die EU-Kommission will nämlich selber eine Datensammlung über die Flugbewegungen ihrer Bürger anlegen, das kündigte Justizkommissar Franco Frattini Ende August 2006 an. Die Daten von 34 Feldern pro Person - inklusive Kreditkartennummer, Zahl der Gepäckstücke usw. - sollen drei Jahre im System gehalten werden. Gesucht wird selbverständlich nur nach Terroristen und weil die nur schwer zu finden sind, muss man sich alle Datensätze halt sehr genau anschauen, vermittels Data-Mining.

Peter "Pranger" Westenthaler [BZÖ] / mittelalterlicher Kinderschänderjäger

Alle die man von Rechts wegen nicht lebenslang wegsperren könne, sollten wenigstens ein Leben lang beobachtet werden. Und zwar durch die gesamte Öffentlichkeit, mithilfe öffentlicher "Kinderschänder"-Listen, das wünscht sich Peter Westenthaler. "Wir wollen auch, dass in einer Datenbank oder im Internet oder auf der Gemeinde bekannt gemacht wird, wenn sich ein verurteilter Straftäter, der freigekommen ist, niederlässt", so Westenthaler im O-Ton. In England hat diese aus dem Mittelalter stammende Pranger-Praxis zu mehreren Morden an Pädophilen geführt, die ihre Haftstrafen verbüßt hatten. Diese dem mittelalterlichen "Vogelfrei"-Erklären ähnliche Vorgangsweise ist wohl nicht die Lösung, die eine offene Gesellschaft für den Umgang mit Straftätern anstreben sollte.

Sepp Rieder [SPÖ Wien] & Wolfgang Gerstl [OVP Wien] / Kamera-Überwachung und Rechenkunst

In funktionaler Einheitstäterschaft Sepp Rieder und Wolfgang Gerstl, für die Missachtung jeglicher Prinzipien bei Überwachungsfragen, sogar der Wirtschaftlichen.

Um erwartete Vandalismusschäden in Höhe von 200.000 Euro jährlich bei Komplettüberwachung zu verhindern, werden jetzt in die Vollausstattung des Wagenparks der Wiener Linien mit Kameras 3,7 Millionen Euro investiert. Nach jetzigem Konzept könnten laut Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder in fünf Jahren alle U-Bahnen mit den Aufzeichnungsgeräten versehen sein. Auch hier werden vollendete Tatsachen gesetzt: Die neuen V-Wagen wurden bereits mit Kameras ausgestattet geliefert. Er halte es für "überlegbar", auch die Bilder der rund 1.000 Kameras in den Stationen, die derzeit nur live senden, aufzuzeichnen, so Rieder. Die Investition von 3,7 Millionen dient zugegebenermaßen auch der Hebung des "subjektiven Sicherheitsgefühls" der Passagiere und das läßt man sich was kosten, aus Steuergeldern, was denn sonst. Nur die für Investitionen übliche Amortisationsrechnung wurde unterlassen: Das System rechnet sich ohne Wartung und Betrieb erst nach 18 Jahren. Ein vielfaches der Lebensdauer.

Nicht rechnen kann man offenbar auch bei der selbst-deklarierten Wirtschaftspartei ÖVP. Deren Wiener Verkehrssprecher Wolfgang Gerstl zeigte sich von den Überwachungsplänen des Verkehrsstadtrats derart begeistert, dass ihm die Umsetzung gar nicht schnell genug gehen konnte. Der SPÖ-Politiker solle sich nicht auf die Datenschutzkommission herausreden, wenn es nicht sofort zu einer Genehmigung für den Weiterbetrieb käme. Besser wäre es, (...) die Genehmigungsansuchen zeitgerecht einzubringen", so Gerstl.

Innenministerin Liese Prokop [ÖVP] / Video-Tour d'Autriche

Noch selten hat sich eine Person so intensiv um einen Big Brother Award beworben. Seit 2005, besonders aber vor der Wahl, tourte die Frau Innenminister durch Österreichs Städte und hinterließ Videoüberwachungsanlagen, wo immer sie gastierte. Von Bruck an der Mur, über Graz, Innsbruck, Linz, Mödling, Salzburg, Villach, und Wiener Neustadt ging die Tour nach Wien, wo gleich an drei verschiedenen Orten eröffnet wurde. Mitunter ergeben sich skurille Szenen, wenn Polizeitechniker die Inbetriebnahme aus terminlichen Gründen um Wochen vorziehen mussten.

Wen juckt es da, dass die Drogenkranken am Wiener Karlsplatz wie vorher dealen, drücken, krank werden und sterben - jetzt sind halt Kameras dabei. Die Effizienz der Kameras, die in Linz die Altstadt überwachen brachte der Linzer Polizeijurist Erwin Fuchs auf den Punkt: "Gewisse Gruppen, die im Vorjahr meist nur zum Stänkern in die Altstadt gekommen waren, sind kaum noch dort unterwegs - "Sie haben sich auf ganz Linz verstreut."

Ebenfalls neu beschafft wurden von der Frau Minister drei automatische Kennzeichenlesegeräte - Stückpreis 50.000 Euro - zur Rasterfahndung auf Autobahnen. Frau Ministerin scheute keine Kosten und Mühen für ihre Bewerbung.

Hubert Gorbach [BZÖ] / Kollisionskurs mit der Verfassung

Während seiner Amtszeit als Verkehrsminister wurde der Auftakt für einen wahren Overkill an Videoüberwachung auf Österreichs Straßen gesetzt. Während man früher unter Slogans wie "Freie Fahrt für freie Bürger" gegen Tempolimits zu Felde gezogen ist, so lautet das unter Gorbach eingeführte Paradigma nunmehr sinngemäß "Videoüberwachte Bürger sind rasanter unterwegs." Was scheren einen Minister, der Tempo 160 zum politischen Überleben im Wahlkampf braucht, dass er dabei auf Kollisonskurs mit der Verfassung des Landes fährt? Sowohl der österreichsische Verfassungsgerichtshof als auch Experten des Bundeskanzleramts hatten fundamentale Bedenken gegen die vorbeugende Überwachung aller Bürger/innen angemeldet. Bekanntlich werden auch vom LKW-Mautsystem bereits jetzt auch alle Kennzeichen von PKWs eingelesen. Wie lange diese Daten noch gelöscht werden, ist absehbar.

Im Mai 2006 wurde die Tunnel-Betreibergesellschaft Asfinag verpflichtet sämtliche Tunnel mit Kamerasystemen auszustatten. Die Videos mit Vorgängen, die "vom Regelbetrieb abweichen" werden bis zu drei Jahre gespeichert.

Behörden und Verwaltung

Norbert Pateisky, Gynäkologe / Patienten - gläsern oder tot

Nach Ansicht eines großen Teils der Ärzteschaft ist das "Arztgeheimnis" durch das zentralistisch geführte E-Card-System, in dem alle Daten zusammenlaufen, de facto bereits abgeschafft. Statt allein dem Hausarzt, haben nun auch Beamte aller Art und Angestellte von privaten Versicherungen Zugriff auf die zentral gespeicherten Gesundsheitsdaten des Gesundheitssystems. Datenschutzrechtliche Aspekte bereiten dem Gynäkologen Norbert Pateisky, Leiter der Abteilung für Risikomanagement und Patientensicherheit an der Uni-Frauenklinik Wien kein Kopfzerbrechen. "Ich bin lieber ein gläserner Patient als ein toter Patient. Da ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig." Und im übrigen machten sich manche Ärzte mehr Sorgen um den Schutz der Patientendaten als die Patienten selbst. Schon einmal etwas vom Eid des Hippokrates gehört, Herr Pateisky? Haben sie die Welt schon einmal anders als durch ein Spekulum betrachtet?....

Datenschutzkommission, Waltraut Kotschy / nicht zuständig für Menschenrecht

Von einer Datenschutzkommission (DSK) an der Sperrspitze der Datenschutzbewegung würde man erwarten, dass sie eher Ihre formellen Kompetenzen zu Gunsten der Betroffenen eher ein wenig überschreitet, als Ihre Zuständigkeit zu verleugnen. Davon sind wir in Österreich weit entfernt. Wegen der fehlenden Unabhängigkeit der DSK hat der EU Gerichtshof ein Verfahren wegen Vertragsverletzung gegen Österreich eingeleitet. Auch der Verfassungsgerichtshof hat wieder einmal einen Bescheid der Datenschutzkommission als teilweise Verfassungswidrig aufgehoben.

Ein Beschwerdeführer wollte die Löschung seiner Verurteilung und anderer damit zusammenhängenden Personenbezogenen Daten aufgrund des - mittlerweile als verfassungswidrig aufgehobenen - § 209 StGB erreichen. Nach der Bundespolizeidirektion Wien lehnte dies auch die Datenschutzkommission per Bescheid ab. Der Verfassungsgerichtshof hat nun entschieden, dass dieser Bescheid teilweise verfassungswidrig ist, weil damit das Recht auf Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz verletzt wird. Die Behörde hat nicht nur die Rechtslage verkannt, sondern auch die gebotene Interessensabwägung nicht ausreichend vorgenommen und bedeutende Ermittlungsschritte überhaupt nicht getätigt.

Das Sonderstrafgesetz § 209 gegen Homosexuelle war nach Jahrzehnten erbitterten Widerstands der ÖVP wegen offenkundiger Verfassungswidrigkeit außer Kraft gesetzt worden. Die Datenschutzkommission untersteht dem Bundeskanzleramt.

ICAO MRTD Arbeitsgruppe / unsichere biometrische Pässe

Schlimm genug, dass in der internationalen Behörde für Zivilluftfahrt ICAO die Infrastruktur zur weltweiten elektronisch/biometrischen Erfassung definiert wird. Noch schlimmer ist, dass diese Technologie so schlecht abgesichert eingeführt wird, dass der angebliche "Hochsicherheitspass" (Eigendefinition Innenministerium) von der Ferne elektronisch auslesbar ist.

Ausschließlich Regierungsvertreter haben sich bei der ICAO auf die "Basic Access"-Prozedur zu den Daten im Chip geeinigt. Das heißt: Verschlüsselung der Daten ja, aber mit der im maschinenlesbaren Feld des Passes jetzt schon enthaltenen Zahlenkombination. Da die aus einer fortlaufenden Nummer [Passnummer] sowie dem Geburtsdatum des Inhabers und dem Auslaufdatum des Passes gebildet wird, kann bei der Code-Knackerei eine Unzahl an nicht möglichen Zahlenkombinationen von vornherein ausgeschlossen werden. Die Dauer des Brute-Force-Angriffs wird dadurch von ein paar tausend möglichen Jahren auf wenige Stunden verkürzt.

  • Schüssel: "Hochsicherheitspass als Beitrag gegen den Terrorismus"
http://crop.mur.at/g7/bigbrother/2005/bbn57/bbn57_fs_.ram (realaudio, ab 9:10)

Johann Janisch, EDV HAK Grazbachgasse / Begeisterung über die educard

Als eine der ersten Schulen Österreichs wurde die HAK Grazbachgasse mit einer umfassende Smart-Card-Lösung von Microsoft ausgestattet, die nach eigenen Angaben "alle Stückeln spielt". Über eine Smart Card mit integriertem RFID-Chip - Ausweis, Schlüssel, Zahlungsmittel - wird alles vernetzt und nachvollziehbar, was nicht zusammengehört. Unter automatischer Kontrolle der EDV, deren Leiter sich bei Einführung des Systems davon "begeistert" zeigte, stehen von Essensgewohnheiten, bis zu den Bewegungen der Schüler/innen im Gebäude so gut wie alle Interaktionen. 14jährige werden auf überwacht werden konditioniert. Was bei Einsatz eines derartigen Systems passiert, wenn die Datenverarbeitung Probleme hat, zeigte sich bereits an einer HTL in Wien. Tagelang konnten weder Schulbesuchsbestätigungen ausgestellt werden, sämtliche Fotokopierer funktionierten nicht, Labors konnten nicht genützt werden. Wie eine gefährliche Drohung liest es sich, dass weitere Features der "educard" bereits in Vorbereitung sind.

Erik Buxbaum, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit / Datenjagd im Sperrbezirk

Die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Staatsbesuch von George W. Bush wurden von der Polizei dazu benützt, persönliche Daten von Patienten- und Kundendateien anzufordern. Ärzte, deren Ordinationen in den Sperrgebieten liegen, wurden von der Polizei "eingeladen" die Daten ihrer Patienten herauszugeben. Ein Geschäftsmann gab gar nach einem Besuch der Polizei seine komplette Kundenkartei heraus. All das Vorgehen geschah nach Angaben der Polizei, nicht um Daten zu sammeln und sie an den US Secret Service weiterzugeben, von dem mehrere Hundertschaften angereist waren. Vielmehr sollte den Patienten dadurch der Zugang in den Sperrbezirk zum Arzt erleichtert werden, hieß es.

Kommunikation

Chris Hibbert, Walt Disney TV International / digitale TV-Entmündigung

Unter der Ägide dieses Herrn erstellt die Arbeitsgruppe des DVB-Industriekonsortiums unter dem Titel "DVB Content Protection & Copy Management" einen Standard für Digital Video Broadcasting zusammen. Wenn dieses Regelwerk, das für digitales TV via Satellit, Kabel, Mobiltelefon oder terrestrisch gelten soll, durchgesetzt wird, kommt dies der totalen Entmündigung des Konsumenten gleich.

Zukünftige digitale Fernsehrecorder werden nur unter den Bedingungen aufzeichnen können, die der Sender festlegt. Und zwar nur auf solchen Geräten, die Disney und andere Mitglieder des Konsortiums für geeignet halten und so wie es der Content-Verkäufer haben will, auch was das Abspielen betrifft. Konsumentenschutzorganisationen konnten unter den Mitgliedern des Konsortiums nicht ausgemacht werden, wohl aber das europäische Patentamt.

Tele2UTA / Gesprächsmitschnitte

Seit Jahren treffen bei Konsumentenschutz-Organisationen immer wieder Beschwerden über die Methoden der Tele2-Verkäufer ein, auch Prozesse wurden bereits geführt. Dabei ging es stets darum, dass Verträge zustande kamen, die nach Ansicht von Kunden nicht oder anderslautend abgeschlossen wurden. Der neueste Fall ist der einer älteren Dame, die sich gewissermaßen gekidnapped fühlte, weil sie sicher war nichts unterschrieben zu haben. Vom Kundenservice Tele2/UTA die Auskunft, es gebe zwar keinen schriftlichen Vertrag, aber ein Vertrag sei aus der Sicht von Tele2/UTA dadurch zustande gekommen, dass diese dem Service am Telefon zugestimmt habe. Und das könne man auch mit einem Telefonprotokoll beweisen. O-Ton: "Nach einem informativen Besuch kam es zu einem Vertragsabschluss via Tonbandaufnahme. Natürlich sind wir bereit, diese Tonbandaufnahme unserer Kundin telefonisch abzuspielen, damit sie sich vergewissern kann, dass wir in ihrem Auftrag gehandelt haben." Ein Mitschnitt eines Telefongespräches darf laut § 93 Telekommunikationsgesetz jedoch nur dann gemacht werden, wenn der Teilnehmer zustimmt.

  • Mon, 16 Oct 2006 18:12 Reaktion Tele2UTA [PDF] durch Herrn Martin Halama, Leiter Unternehmenskommunikation & Public Affairs

Degen Security GmbH / elektronische Fußfessel für Kinder

Die Zahl der Trittbrettfahrer, die versucht haben, aus dem Entführungsfall Natascha K. Profit zu schlagen, ist Legion. Auf diesem Jahrmarkt der Widerlichkeiten schoß dabei die Firma Degen Security den Vogel ab. Das als Schutzmittel gegen Kindes-Entführungen angepriesene Mobi-Click Alarmsystem erlaubt es Eltern etwa, erlaubte Funkzellen zu definieren, innerhalb derer sich der Sprößling bewegen darf, beim Übertreten schlägt Mobi-Click unsichtbar Alarm. Das einzige, was dieses Gerät technisch/funktionell von der elektronischen Fußfessel für Strafgefangene unterscheidet, ist, dass es am Kinde nicht fix befestigt ist. Ein eingebauter Vibrations-Sensor kontrolliert allerdings, ob Mobi-Click bewegt wird, oder nicht - der Alarm reagiert auf Wunsch auch "negativ": Ablegen des Geräts fällt in kürzester Zeit auf. Ebenso läßt sich das Mikrofon von fern freischalten.

IFPI Österreich / 150 heimische Tauschbörsen-User zahlen Schadenersatz ohne Gerichtsbeschluß

Zumindest 150 österreichische Internetuser zahlten in Summe mehrere tausend Euro an die IFPI, ohne jemals von einem ordentlichen Gericht verurteilt worden zu sein. IFPI beantragte bei Gericht, die Herausgabe von Providerkundendaten, die zur Identifikation von Musikdownloads dienen sollten. Die Kunden wurden mit aggressiven Briefen unter Druck gesetzt, Schadenersatzzahlungen zu leisten. Zumindest 150 Fälle sind bekannt, in mindestens zwei Fällen wurden nachweislich Unschuldige belangt. Diese hatten Mühe, ihre Unschuld zu beweisen. In einigen Fällen dachten Eltern Haftung für vermeintliche Taten ihrer Kinder übernehmen zu müssen.

Deltavista / Fahrlässiger Umgang mit dem Pranger

Die Liste der Kunden, die durch Wirtschaftsauskunftsdienste ungerechtfertigt massive Benachteiligungen im Wirtschaftsleben hinnehmen mußten, wird immer länger. Im letzten Jahr ist besonders Deltavista Gesellschaft mbH hervorgestochen - zwei exemplarische Fälle wurden von der Arge Daten dokumentiert.

Fall 1: Herr M. wurde von einem Telekomunternehmen nach Nutzung eines Gratisangebots "irrtümlich" auf Zahlung geklagt und es wurde auch eine Exekution betrieben. Nach Intervention von Herrn M. wurde das Verfahren eingestellt. Die Exekutions-Daten landeten über den Umweg des ebenfalls einschlägig bekannten "Wirtschaftsauskunftsdienstes" Hirnschall/Kreditinform beim Auskunftsdienst Deltavista. Diese übernahm die Daten ungeprüft um weitere Telekomunternehmen vor Herrn M. zu "warnen". Beim Versuch einen tele.ring-Vertrag abzuschließen, stand Herr M. plötzlich als unzuverlässiger Konsument da. tele.ring verlor einen Kunden, Herr M. wurde in mittelalterlicher Prangermethode bloßgestellt. Dass man bei Deltavista selbst kein besonderes Vertrauen in die eigenen Maßnahmen zur Datensicherung hat, zeigt diese Information auf der Website. "Die auf der DV-Website enthaltenen Informationen können unter Umständen von nicht berechtigten Dritten in unbefugter Weise geändert worden sein. Deltavista übernimmt deshalb keine Gewähr für die Korrektheit, Zuverlässigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der auf der DV-Website enthaltenen Informationen und Ansichten." http://www.deltavista.com/index.php?pid=itm_disclaimer

Google / Audio-Mitschnitte aus dem Wohnzimmer

Der Suchmaschinenbetreiber Google ist in den vergangenen Jahren immer wieder mit Projekten aufgefallen, die tief in die Privatsphäre der Benutzer eingreifen, vielfach, ohne diese über die Tragweite der Maßnahmen zu informieren. So weiß zum Beispiel niemand, wieviele und welche Daten über einen bei Google gespeichert werden und was mit den Daten geschieht. Wie zum Beispiel die Suchvorgänge im Web mit den vollständigen Scans des Webmail-Verkehrs ["Gmail"] verknüpft und gespeichert werden. Google will die eigenen User künftig beim Fernsehen belauschen, um passende Werbung am PC anzuzeigen. Dazu könnten in Zukunft auch noch Daten von den TV-Gewohnheiten der User kommen. Ein kürzlich vorgestellter Prototyp wertet den TV- oder Radio-Ton im Wohnzimmer des Google-Benutzers aus und erkennt anhand von Stichworten, welche Art Programm gerade im Fernsehen läuft. Auf Basis dieser Daten will Google im Browser Zusatzinformationen, Dienste und Werbung passend zum aktuellen Fernsehprogramm anzeigen. Dass man seitens der Betreiber von Google bei Anfragen in diesem Zusammenhang gern auf das Firmenmotto "Tue nichts Böses" verweist, kann ebensowenig überzeugen, wie das "Trust us" des mit den gleichen Data-Mining-Methoden wie Google arbeitenden US-Supergeheimdienst NSA.

"Lebenslanges-Ärgernis-Elisabeth-Gehrer-Preis ..."

Wird erst am 25.10. während der Show bekanntgegeben

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Die Publikumswahl läuft noch bis zum 24.10. um 24Uhr

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