#BBA21 Die Game Changer ... ja nur keine Krise ungenützt verstreichen lassen

In der Kategorie "Politik" wurden nominiert:

Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.

Nationalrat Franz Hörl (Tiroler ÖVP) hat auch bei Gesundheitsdaten nicht zu verbergen

HG Lab Truck hat im September 2020 ohne Ausschreibung vom Land Tirol den Millionenauftrag für PCR-Testungen erhalten. Offiziell beharrt man seitens des Landes Tirol auf der Darstellung, dass mit der HG Labtruck “eine Tiroler Lösung” für PCR-Tests gefunden worden sei, als Not am Mann war. Auch wenn die Firma bei Vertragsabschluss erst in Gründung war. [1] Seitens des Landes wird betont, dass “grundsätzlich alle Vertragspartner standardmässig verpflichtet werden, personenbezogene und sensible Daten zu schützen”.

Jeder weiß, wo gehobelt wird fallen Späne, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sobald Massendaten erfasst und gespeichert werden, auch durch Hacks, unsachgemäße Handhabung oder schlichte Schlamperei, Daten in die Öffentlichkeit geraten können. In diesem besonderen Fall also praktisch die Daten von allen, die zwischen Jänner und Juni 2021 in Tirol positiv auf Corona getestet wurden.

Mehr als 24.000 positive PCR-Test-Ergebnisse aus Tirol, von Jänner bis Juni 2021, inklusive Patientennamen, Wohnort, Geburtsdaten und Details wie den jeweiligen Virusmutationen. Diese hochsensiblen Daten, die prominente Namen wie jene der Oppositionspolitikerin Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz), des ÖVP-Abgeordneten Franz Hörl und anderer hochrangiger Politiker enthält, liegen dem STANDARD und dem ORF Tirol vor.[2]

Für die Süddeutsche Zeitung mag Franz Hörl der “Cheflobbyist der Seilbahnbranche in Österreich” sein [3] und für den Standard in Wien gar der “politische Pitbull Terrier der Tiroler Volkspartei”, [4] und für den österreichischen Wähler ist NR Franz Hörl [5] seit vielen Jahren als Mitglied bzw. als Ersatzmitglied im Ausschuss für Konsumentenschutz [6] im Österreichischen Nationalrat tätig - eine veranwortungsvolle Tätigkeit geht es doch um den besonderesn Schutz von Verbraucherinteressen.

Fassungslos ist man, wenn nun von einem Vertreter des Volkes im Zuge eines solchen Datenskandals statt der Forderung nach Kontrolle und dem Ruf nach sicherer Verwahrung von unseren Gesundheitsdaten, dieses Datenleck verharmlost wird - das sei für ihn kein Problem, er habe keine Geheimnisse, so Hörl.[7]

Übrigens in die ganze Sache scheint jetzt langsam Bewegung zu kommen, nach dem die Anwaltskanzlei Scheiber ein Sammelverfahren für Betroffene einleitet. [8]


  1. DerStandard
    Die familiären und geschäftlichen Bande hinter der Causa HG Labtruck
    In Tirol prüft aktuell die WKStA, ob bei der Vergabe des größten PCR-Test-Auftrags Betrug vorliegt. Die Hintergründe des Millionendeals werfen viele Fragen auf ↩︎

  2. DerStandard
    Datenschutz und Pandemie
    Tausende Tiroler PCR-Test-Ergebnisse mit Namen und Daten geleakt
    ↩︎

  3. Süddeutsche Zeitung
    Cheflobbyist der Seilbahnbranche in Österreich
    Womöglich braucht jeder Lobbyverband, jede Partei und jede Mannschaft einen wie Franz Hörl. Einen, der - um im Sportduktus zu bleiben - weder sich selbst noch die anderen schont, der im öffentlichen Diskurs gerne die Blutgrätsche auspackt und dann unschuldig mit den Schultern zuckt: War da was? ↩︎

  4. DerStandar
    Die postfaktische Welt von ÖVP-Seilbahnsprecher Franz Hörl
    Franz Hörl ist der politische Pitbull Terrier der Tiroler Volkspartei. Hat er sich einmal in ein Thema verbissen, ist es schwer, ihn zu beruhigen. Wohlgesonnene, und er selbst, sprechen vom Polterer Hörl und versuchen damit den unwirschen Stil des Zillertalers als schrulliges Tiroler Lokalkolorit zu beschönigen. Doch Hörls ausfällige Tiraden überschreiten oft die Schmerz- und Anstandsgrenze. Seine Partei und die Seilbahner, für deren Branche er spricht, scheint dies aber nicht zu stören. Im Gegenteil. ↩︎

  5. Biografie von Franz Hörl ↩︎

  6. Konsumentenschutz
    Das Konsumentenschutzgesetz ist anzuwenden, wenn einer Unternehmerin/einem Unternehmer eine “Nicht-Unternehmerin”/ein “Nicht-Unternehmer” (eine Verbraucherin/ein Verbraucher) gegenübersteht und mit dieser/diesem einen Vertrag abschließt. Bei solchen Rechtsgeschäften (sogenannten Verbrauchergeschäften) genießt die Verbraucherin/der Verbraucher besonderen Schutz gegenüber der Unternehmerin/dem Unternehmer. ↩︎

  7. ORF.at
    Massives Datenleck bei positiven CoV-Tests

    Auch der Nationalratsabgeordnete Franz Hörl (ÖVP) taucht in der Liste auf. Das sei für ihn kein Problem, er habe keine Geheimnisse, so Hörl. Der Sinn und Zweck von Datenschutz sei aber, genau solche Daten zu schützen. ↩︎

  8. OTS
    Datenpanne bei Tiroler Covid-Tests
    Die Anwaltskanzlei SCHEIBER leitet ein Sammelverfahren für Betroffene ein.
    Tirol, 01.09.2021
    ↩︎