#BBA17 BigBrotherAward

In der Kategorie "Weltweiter Datenhunger" wurden nominiert:

Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.


Tinder
- ein Wisch und weg mit dir

  • Seit Anatevka hat sich einiges im Bereich der Partnersuche getan, und was anderes als Handy und Internet könnte das richtige Medium für die Digital Natives sein. Tinder ist eine kommerzielle Mobile-Dating-App, die das Ziel hat, Facebook-Benutzern das Kennenlernen von Menschen in der näheren Umgebung zu erleichtern.

    Der Vornamen, das Alter des Benutzers und fünf Profilbilder runden die Profilangabe ab. Zudem kann sich Nutzer mit einem kurzen Text individuell beschreiben.

    Tinder präsentiert dem Benutzer jeweils die Profilfotos, den Vornamen und das Alter einer anderen Person, die in der Nähe ist. Anhand dieser Informationen entscheidet der Benutzer, ob ihn eine Konversation mit der anderen Person interessieren würde. Wenn beide Benutzer sich gegenseitig als interessant einstufen, erfahren sie dies und können eine Unterhaltung starten.

    Tinder scheint also das Thema Match-Making vorbildlich realisiert zu haben, da beide interesse haben müssen bevor sie zum Chatten beginnen können. Nur die Verknüpfung mit dem Facebook-Konto, und dem damit verbunden Outen des eigenen Freundeskreis ist ein Wermutstropfen.

    Hätte da nicht Judith Duportail, eine Redakteurin, etwas nahgefragt, und sich die über sie gespeicherten Daten zuschicken lassen (wir erinnern uns - Vorname, Alter, ein persölicher Kurztext und 5 Photos) - doch wie groß das Erstaunen, als daraus 800 Seiten wurden - mit allen Nachrichten, Chat-Konversationen, mit intimen Vorliebe, Orten und Zeiten, eine Bewertung welche Leute man interessant fand, ja sogar die Zeit wie lange man sich einzelne Photos anschaute.

    Auch wenn viele das Briefgeheimnis und Kommunikationsgeheimnis nicht mehr kennen, so muss man bei Tinder beachten, das man nicht mit dem vermeintlichen Date auf der anderen Seite der Leitung chattet und flirtet, sondern das dazwischen eine Maschine all die Information zum profiling nutzt, um diese Information zu Geld zu machen.

  • Quellen:
    • [theguardian]: I asked Tinder for my data. It sent me 800 pages of my deepest, darkest secrets
      The dating app knows me better than I do, but these reams of intimate information are just the tip of the iceberg. What if my data is hacked – or sold?
      Some 800 pages came back containing information such as my Facebook “likes”, links to where my Instagram photos would have been had I not previously deleted the associated account, my education, the age-rank of men I was interested in, how many Facebook friends I had, when and where every online conversation with every single one of my matches happened … the list goes on.
    • [derStandard]: Ängste und Sexvorlieben: Tinder kennt unsere intimsten Geheimnisse
      800 Seiten lieferten die Betreiber zurück. Und diese enthielten längst nicht nur Informationen, die man im eigenen Profil und dessen Einstellungen findet – wie etwa Beschreibungstext oder Facebook-Likes. Auch Fotos eines einst verbundenen und längst gelöschten Instagram-Accounts, Login-Zeiten, die statistische Altersvorliebe und sämtliche Chatprotokolle aller in vier Jahren erzielten 920 "Matches" waren darunter.
      Neben der Frage, ob Tinder eines Tages dazu übergehen könnte, diese Daten zu verkaufen, stellt sich auch die Frage der Sicherheit. Wenngleich das Unternehmen natürlich betont, hohe Sicherheitsstandards zu pflegen, heißt es auch in den Datenschutzbedingungen: "Sie sollten nicht davon ausgehen, dass ihre persönlichen Informationen, Chats oder andere Kommunikation immer sicher sind."
      Tinder ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs, erklärt dazu Paul-Olivier Dehaye von personaldata.io. Die Gesellschaft wird insgesamt immer "transparenter", und elektronisch gesammelte Daten haben immer größeren Einfluss – von Jobangeboten auf Linkedin über die Höhe der Kfz-Versicherung bis hin zur Möglichkeit, einen Kredit aufzunehmen. "Irgendwann wird unsere gesamte Existenz davon betroffen sein."