#BBA19 Your Data is in the Air

In der Kategorie "Behörden und Verwaltung" wurden nominiert:

Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.

E-Card mit Passbild

  • In dem von unseren Politikern zum Besten der Welt hochgejubelten Gesundheitswesen muss der Betrug anscheinend so hoch sein, dass alle, die eine Versicherungsdienstleistung in Anspruch nehmen wollen, zuerst einmal beweisen müssen, das sie nicht zu Unrecht irgendwelche Leistungen ihrer Versicherung erschleichen wollen. Deswegen wurde zunächst eine Ausweispflicht beim Arztbesuch eingeführt und jetzt als weitere Kontrollmaßnahme kommt ein verpflichtendes Passfoto auf die E-Card - um noch besser durch die Sprechstundenhilfe sicherstellen zu können das der Patient mit der Person des Ausweises und der abgebildeten Person auf der E-Card ident ist.

    Das Versicherungsprinzip verteilt die Last auf alle Mitglieder und genau deswegen müssen die Beitragsleistungen, die wir alle erbringen müssen, natürlich bestens geschützt werden. Nun stellt sich die Frage wie zu so einem systemgefährdenden Missbrauch überhaupt hat kommen können? Da es ja nicht die erste Versicherung weltweit ist. warum wurden nicht zeitgerecht Maßnahmen gesetzt um Betrug zu verhindern?

    Die Verantwortlichen sind so stolz auf die Österreichische Lösung, wo mittels E-Card der Zugang zu den Versicherungsleistungen geregelt ist. Bei jedem Arztbesuch ist die E-Card zu stecken bei dem jedes mal überprüft wird, ob es einen Anspruch auf die Leistung gibt und bei welcher Versicherung der Patient versichert ist. Jedes Rezept das in einer Apotheke eingelöst wird, wird zentral über die Pharmazeutische Gehaltskasse der Apothekerkammer mit den verschiedenen Krankenkassen abgerechnet.

    Eigentlich sollte in einem solchen System weder durch den Besuch mehrerer Ärzte oder Apotheken noch durch die Verteilung auf verschiedene Versicherungsanstalten ein dauerhafter Betrug stattfinden können, denn “zusätzlich prüfen die Krankenkassen die abgerechneten Leistungen. Wenn sich dabei Auffälligkeiten herausstellen, wird dem nachgegangen.”

    Bleibt die Frage offen, warum ab 2020 eine neue Generation von E-Cards ausgegeben, die auch mit einem Foto des Versicherten ausgestattet sind? Rund 85% aller Karten bekommen automatisch ein Foto, weil die Sozialversicherung die Fotos aus bestehenden Datensammlungen bekommt (Reisepass, Personalausweis, Scheckkartenführerschein, Fremdenregister).

    2018 hat die Wiener GKK nur 4 Betrugsfälle gemeldet die damit das große Problem an Betrugfällen nicht erkennen kann, genau wie auch nicht die Ärztekammer, wobei alleine die erstmaligen Ausrollungskosten vom Hauptverband mit 18 Millionen Euro beziffert werden.

    Hohe unnötige Kosten zu Lasten der Beitragszahler, Zugriff auf Fotos, die für andere Zwecke von Staat gesammelt wurden, und damit gegen ein Grundprinzip der DSGVO verstoßen, dass Daten nur zu dem Zweck verwendet werden dürfen zu dem sie gesammelt wurden, und als Sahnehäubchen bekommen die neue Karten dann auch gleich eine Antenne für NFC verpasst, damit man Daten aus der Ferne auslesen kann - und dass obwohl sich auf der E-Card die Sozialversicherungs-Signatur, mit der ein Schlüssel erzeugt wird, der die elektronische Unterschrift des Patienten darstellt, befindet.


  • Quellen:
    • [chipkarte]: Der Mythos "verschwundene" e-cards
      Nachweislich kein Missbrauch mit gestohlenen oder verlorenen E-Cards
      Richtig ist, dass in den Jahren 2014 bis 2016 ca. 600.000 Karten gesperrt wurden, bei denen von den Besitzern anlässlich der Kartensperre als Grund „verloren“ oder „gestohlen“ angegeben wurde. Als gestohlen oder verloren gemeldete e-cards werden sofort im e-card-System gesperrt. Eine weitere Verwendung dieser Karten ist damit ausgeschlossen, es kann daher mit diesen auch kein Missbrauch betrieben werden.
    • [kleinezeitung]: E-Card wird "zu einem De-facto-Ausweis", erklärt Alexander Biach, Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger
      Acht von zehn Karteninhaber bekommen automatisch die neue E-Card mit Foto, weil die Sozialversicherungen Fotos aus bestehenden Registern zur Verfügung gestellt bekommt - sie greift auf Datenbanken für Reisepässe, Personalausweise und Führerscheine zurück. Kinder unter 14 erhalten eine E-Card ohne Foto.
    • [orf]: WGKK: Heuer vier Fälle von E-Card-Missbrauch
      Um den Missbrauch von E-Cards einzudämmen, soll es künftig ein Foto auf der Karte geben. Laut Wiener Gebietskrankenkasse hat es heuer bisher vier dokumentierte Missbrauchsfälle gegeben, die Ärztekammer sieht kein Problem.
      Heuer waren es bisher vier Fälle, mit einem Schaden von 588,49 Euro.
    • [wienerzeitung]:
      Ein amtlicher Lichtbildausweis ist die E-Card auch mit Foto künftig nicht. Möglich wird damit jedoch künftig auch eine kontaktlose Kommunikation, weil die Karte ebenso wie Bankomatkarten mit NFC-Funktion ausgestattet ist.
    • [derstandard]: Kosten für E-Card mit Foto höher als Ersparnis
      Doch die Zahlen des Hauptverbandes weisen eine deutlich geringere Größenordnung auf: 2016 belief sich der Schaden durch E-Card-Betrug bei der WGKK, der größten Krankenkasse, auf 9.935,74 Euro, bei der NÖGKK auf 4.863,76 Euro. Andere GKKs meldeten damals keinen Schaden durch missbräuchliche Verwendung der E-Card. Überhaupt scheint sich die illegale Verwendung fremder Karten in Grenzen zu halten. Obwohl im Vorjahr österreichweit etwa 33.000 Karten gestohlen und 163.000 verloren gemeldet wurden, konnte vom Hauptverband keine einzige missbräuchliche Verwendung der E-Card festgestellt werden. Das konnte anhand der Überprüfung von Sperrmeldungen der Karten zurückverfolgt werden.