In diesem Jahr wurden in der Kategorie "Business und Finanzen" nominiert:

Wie jedes Jahr haben alle Nominierten die Möglichkeit, sich mit Kommentaren an info@bigbrotherawards.at zu wenden. Wir veröffentlichen dann die Reaktionen unter der jeweiligen Nominierung.

Mark Zuckerberg, Facebook: Multiple Gesichtsenteignung

Da staunten die Aktivisten von "Europe versus Facebook", als sie von ihrem Auskunftsrecht bei Facebook Ireland Ltd Gebrauch machten. Die übermittelte Datensammlung für ein einziges Facebook-Profil umfasste 1.200 A4-Seiten, war aber längst nicht vollständig. Es fehlten gerade die interessantesten Daten aus dem Gesichtserkennungsprogramm, den über den "Like Button" quer durchs Netz gesammelten Datensatz, von den Ergebnissen der Verhaltensanalyse ganz zu schweigen. Die Europa-Tochter von Facebook betrachte diesen Teil des Datensatzes als Geschäftsgeheimnis. Zudem seien die Daten "überproportional schwierig" zu übermitteln und sowieso geistiges Eigentum des Unternehmens. Auch die Gesichtsbiometrie-Daten jedes Users werden als Facebook-Eigentum reklamiert. Ganz symptomatisch für die Vorgehensweise ist das Beispiel "Usertracking". Am 25. September verbreiteten Facebook-Sprecher die Botschaft "wir verfolgen User nicht quer durch das Netz." Drei Tage zuvor hatte Facebook seine "Methode, um Informationen über die Aktivitäten von Benutzern eines sozialen Netzwerks auf einer anderen Domän zu verfolgen" zur Patentierung eingereicht.

Erste Bank Sparkasse: Verantwortungslose Werbespots

Jeder IT-Sicherheitsexperte rät dazu, Online-Banking nur von PCs in [halbwegs] sicherer Umgebung zu betreiben, auf keinen Fall jedoch von einem Mobilgerät. Die Sicherheitsbeauftragten der Banken wiederum beklagen, dass der relativ hohe Grad an Datensicherheit, der durch das Mobile-Tan-System erreicht wurde, vom Leichtsinn und der Bequemlichkeit vieler Kunden systematisch aufgehoben werde. Da die Zusendung des Transaktionscode via SMS über einen getrennten Nachrichtenkanal erfolgt, sind die TANs durch Angriffe auf den PC nicht abzufangen. Bei Online-Banking über Smartphones, die obendrein laufend verloren oder gestohlen werden, sind die normalerweise getrennten Kanäle TCIP/IP und SMS erst recht wieder auf einem Gerät. Was tut die Erste Bank? Sie empfiehlt ihren Kunden diesen grob fahrlässigen Umgang mit den eigenen Kontodaten in Werbespots. Adrette junge Menschen überweisen einnander im Cafe via iPhone Geld. Der Dialog dazu: "Und zack, schon ist das Geld überwiesen" - "Wow, so schnell!" Ebenso schnell kann das Handy weg sein, mit all den Kontodaten. Und zack, schon ist der TAN da und das Geld überwiesen. An irgendwen.

Hannes Ametsreiter, Telekom Austria: Großer Bruder mit Infrastruktur

"Wir besitzen die Infrastruktur. Wir sollten auch entscheiden, wer sie benutzt." Mit dieser Ansage gegen die Netzneutralität im Wallstreet Journal hatte sich Hannes Ametsreiter, CEO der Telekom Austria, im Februar kurzfristig an die Spitze der internationalen IT-Nachrichten katapultiert. Wenn Anbieter von Internettelefonie die Einkünfte der TA bedrohten, dann sei es ja wohl gerechtfertigt, hier einzugreifen. Netzneutralität, also die Gleichbehandlung aller Daten bei ihrer "Auslieferung" ist ein grundlegendes Paradigma des Internets. Mit grobschlächtigen Ansagen - Uns gehören die Kabel, daher bestimmen wir, was an Informationen drüber läuft - versuchen die Telekoms gerade europaweit, die Netzneutralität auszuhebeln. Der Grund ist simpel: Man will von Content-Anbietern wie vom eigenen Kunden für dieselbe Leistung ein zweites Mal kassieren.

Deltavista: Hehlerei mit illegal beschafften Exekutionsdaten

Der Schweizer Datenhandelskonzern hat - laut eigenen Angaben - die Exekutionsdaten über die österreichische Tochterfirmen jahrelang nicht nur exklusiv vertrieben, sondern auch dafür abkassiert. Woher der Lieferant, die österreichische Kreditinform diese raren Datensätze exklusiv an gros bezog, hatten Deltavista angeblich nicht gewusst. Von österreichischen Gerichten dürfen personenbezogene Daten zu Pfändungen nur in Einzelfällen und da nur mit Begründung herausgegeben werden. Der Datenfluss konnte folglich nur aus der Exekutionsdatenbank des Justizministeriums stammen, das Herkunft war also illegal. Auch im Justizministerium, das nun gegen die eigenen Beamten wegen Verdachts auf Korruption ermittelt, hatte man davon angeblich nie etwas bemerkt. Ermittelt wird auch gegen Kreditinform-Inhaber Josef Hirnschall, der die Daten beschafft hat. Sowohl Kreditinform wie Deltavista sind alte Bekannte, seit 2004 befinden sich beide Unternehmen mit schnöder Regelmäßigkeit unter den Nominees dser Big Brother Awards.